
Sind unsere Ungeborenen alle rohe Eier?
Oder wird ihren Müttern verantwortungsbewusstes Handeln nicht zugetraut?
Indem ich hier einmal von meiner ersten Schwangerschaft berrichte, möchte ich allen Frauen Mut machen. Warum denn Mut? Schwangersein ist doch keine Krankheit oder Behinderung!
Tja eigentlich nicht, dennoch ist es in unserer Gesellschaft, insbesondere innerhalb unseres Gesundheitssystems, als eine Art prikärer Ausnahmezustand verbucht. Das macht es den Frauen nicht unbedingt leicht, ihre Mutterschaft schon während der Schwangerschaft so zu leben, wie SIE es für richtig halten.
Meine Schwangerschaft begann ziemlich unerwartet. Zwei Wochen vor unserem Reiserad-Urlaub im Himalaya empfing ich ungeplant aber erwünscht unser Kind. Wir verbrachten die letzten vier Jahre unseren Jahresurlaub als Paar ausschließlich auf dem Reiserad in fremden Ländern (Montnegro, Albanien, Bosnien, Italien, China). Wir liebten die Herausforderung, sodass es im letzten Sommer höher hinaus ging, als je zuvor. Auf bis zu 5.000m Höhe strampelten wir uns die Seele bzw. Lunge aus dem Leib. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir allerdings noch nichts von unserem Glück, im Begriff zu sein, Eltern zu werden.
Wir waren also - wie so oft - in dem Zustand, den wir Urlaub und unsere Familie und Freunde Höllenritt nennen, ohne bewusst schwanger zu sein.
Dieser Urlaub ging einher mit Umständen, die laut öffentlicher und medizinischer Meinung einer Schwangerschaft !besonders im ersten Monat! nicht zuträglich sind: extreme Höhe, extreme Hitze, extreme Anstrengung, fremde Keime (ja, ich hatte auch eine Lebensmittelvergiftung und einen dreitägigen grippeähnlichen Anfall).
Im ersten Trimester der Schwangerschaft geht man davon aus, dass die äußeren wie inneren Umstände der Frau die Einnistungschance der befruchteten Eizelle und auch den weiteren Verbleib des Fötus in der Gebärmutter maßgeblich beeinflussen. So kommt es auch, was ich vorher nicht wusste, dass man einer Schwangeren erst ab der 12ten Schwangerschaftswoche zu ihrem "Umstand" beglückwünscht.

Was heißt das für mich und den Beginn meines "Umstands"? Vielleicht, dass ich eine Ausnahme bin? Oder habe ich einfach nur "Glück" gehabt?
Meiner Meinung nach, und das hat sich im weiteren Verlauf meiner Schwangerschaft immer wieder bestätigt, hatte das nichts mit einem Ausnahmefall oder gar Glück zu tun, sondern damit, dass ich die ganze Zeit über das gemacht habe, was mir entsprach, d.h. was mir gut tat.
Bis zum Ende der Schwangerschaft ging ich regelmäßig (alle zwei bis drei Tage) zum Sport.
An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass ich mein Baby immer noch in mir trage. Wir sind ab morgen in der 41ten SSW, d.h. morgen ist der errechnete Entbindungstermin. Und erst gestern war ich wieder für zwei Stunden im Fitness Center.
Damit möchte ich nicht behaupten, dass Sport in diesem Ausmaß für Schwanger generell gut ist. Aber für mich ist es das. Jede werdende Mama sollte einfach auf ihr Bauchgefühl hören und bis zur Geburt - und ich denke auch danach - machen, was GUT FÜR SIE ist. Was "gut für sie" ist, wird jedoch oftmals fremdbestimmt; von Ärtzen/innen, von Krankenkassen, vom eigenen sozialen Umfeld und von Fremden. Damit ist noch nicht genug. Es gibt außerdem Ernährungspläne, an die man sich halten sollte: was man unbedingt und was man auf gar keinen Fall konsumieren sollte.
Aus tiefstem Herzen kann ich allen Frauen nur empfehlen: hört auf EUCH, nicht auf andere. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, besonders wenn es um die erste Schwangerschaft geht und man evt. noch total verunsichert, ängstlich ist und ALLES richtig machen möchte.
Aber liebe Mamas, es gibt kein absolut "richtiges" oder "falsches" Handeln. Es gibt nur das Handeln, mit dem Ihr euch am wohlsten fühlt. Das, was Ihr aufgrund Eurer Überzeugungen, Prägung, Erfahrungen etc. vertreten könnt, ist "richtig". Dass das aber nicht für alle gleichermaßen gilt, haben Frauen untereinander wohl verstanden, nur die breite Masse, die nicht mit uns zusammen schwanger ist, eher nicht. Von überall tönt es: Mach diese und jene Vorsorgeuntersuchung! Triff diese und jene Vorbereitung!
Dann noch diese ständigen Was-wäre-wenn-Fragen zu: Krankheiten, Behinderungen, Fehlbildungen, Defiziten und vielem mehr.
Das hat mich am Anfang der Schwangerschaft schwer beschäftigt. Auch jetzt fühle ich mich noch nicht ganz frei davon. Gerade was das Thema "Impfen" betrifft, hadere ich ständig mit meinem Wissen und Gewissen. Aber eins habe ich ab dem 5ten SSM für mich entschieden: ich nehme die Vorsorgeuntersuchungen bei meiner Frauenärztin nicht länger in Anspruch und lasse alles, was wirklich sinnvoll ist, von meiner Vorsorge-/Nachsorge-Hebamme checken. Ich weiß nicht, wie es Euch bei eurer medizinischen Fachperson für die Schwangerschaft ergeht (ich hoffe nur, besser als mir), aber bei jeder abgelehnten Extra-Untersuchung wurde mir ein schlechtes Gewissen gemacht oder mich traf zumindest ein schiefer Blick. Damit kann ich zwar umgehen, aber das, worauf es mir hier eigentlich ankommt, ist folgendes:
Die Bedeutung von Mutterschaft liegt für mich in einer bewussten Verantwortung, die ich für mein Kind übernehme. Ich kann mir dabei helfen lassen, aber darf mich nicht fremdbestimmen lassen. Das bedeutet für mich, dass egal, wie Empfehlungen aussehen und egal, was der Konsenz sagt, ich muss mich selbst für meine Entscheidungen bestmöglichst aufklären (lassen) und das möglichst vielschichtig und von unterschiedlichen Seiten.
Selbstbestimmt denken, entscheiden und handeln macht für mich eine wirklich verantwortungsbewusste Mutter aus. Jede Mutter will nur das Beste für ihr Kind, sowie auch jeder Vater. Das steht fest. Diese Grundannahme wird Euch niemand absprechen. Also fühlt Euch frei, mit Eurem/r Partner/in oder auch allein zu entscheiden, wie das Beste für Eurer Kind tatsächlich aussieht. Es liegt in EURER Hand!
Dein Körper - Dein Kind - Deine Verantwortung.

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